Die Syphilis ist tückisch: Symptome treten oft nicht auf, werden nicht bemerkt oder verschwinden von selbst wieder. Doch im Verborgenen wirken die Erreger weiter und können schwere und sogar lebensbedrohliche Schäden anrichten. Wichtig: Eine Syphilis erhöht das HIV-Ansteckungsrisiko, unbehandelte HIV-Positive mit einer Syphilis können HIV leichter übertragen.

 

Symptome

Frühestens eine Woche nach dem Sex fängt es mit einem kleinen roten Knötchen an, dann bildet sich ein münzgroßer weißer Krater (Stadium 1): gut sichtbar an Eichel, Vorhaut, Hodensack oder Schamlippen, weniger gut sichtbar im Mund oder gar nicht sichtbar in der Vulva oder im Po. Der Krater ist hart und tut nicht weh. Die austretende Flüssigkeit ist aber hochgradig ansteckend. Nach einigen Wochen verschwindet er. Die Syphilis im 1. Stadium bleibt oft unbemerkt.

Wenn der Krater verschwunden ist, hast du die Syphilis-Bakterien bereits überall in deinem Körper. Von dort aus senden sie über einige Jahre Warnzeichen, die aber ebenfalls wieder verschwinden, z. B. Müdigkeit und Schlappheit, leichtes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, geschwollene Lymphknoten. Typisch ist ein nicht juckender und nicht immer nässender Ausschlag, der am Körperstamm auftritt und auch Hand- und Fußsohlen befällt (Stadium 2). Häufig sind auch Beläge auf der Zunge und in der Mundhöhle sowie feigwarzenähnliche Stellen (Kondylome). In dieser Phase sind der Ausschlag, die Kondylome, das Blut und infizierte Körpersekrete ansteckend.
Bleibt die Syphilis unbehandelt, können die Bakterien im Lauf von vielen Jahren massive Schäden an inneren Organen wie Leber, Herz und Magen, an Blutgefäßen, Skelett und Gelenken sowie am zentralen Nervensystem verursachen (Stadium 3). Typisch sind überall am Körper auftretende, oft gummiartige, harte Knoten (Gummen), die beim Aufbrechen das umgebende Gewebe zerstören – zum Teil mit lebensbedrohlichen Folgen, z. B., wenn sie an der Hauptschlagader sitzen.

Bei Menschen mit einer unbehandelten HIV-Infektion verläuft die Syphilis häufig anders, schneller und schwerer: Stadien werden eher „übersprungen“ oder treten „nebeneinander“ auf, spätere Stadien werden schneller erreicht, ausgeprägte Hautveränderungen sind häufiger, ebenso Verläufe mit einer Neurosyphilis, die zu Taubheit, Sehstörungen, geistigem Verfall, Lähmungen und schließlich zum Tod führen kann.

 

Übertragungswege

Die Syphilis, auch Lues genannt, ist sehr ansteckend. Ihre Erreger (Bakterien) werden fast ausschließlich beim Sex übertragen – beim Blasen, Lecken und Ficken, egal ob aktiv oder passiv, über gemeinsam gebrauchte Sextoys, über alle nässenden Stellen, zu denen es bei der Krankheit kommt (und die oft nicht bemerkt werden, z. B., wenn sie im Mund, der Scheide oder im Darm sitzen), außerdem über Blut und andere Körperflüssigkeiten. Bei einer Syphilis ist das Risiko einer Ansteckung mit HIV erhöht, und unbehandelte HIV-Positive können mit einer Syphilis HIV leichter auf andere übertragen.

 

Wie kann ich mich schützen?

Mit Kondomen oder Femidomen beim Anal- und Vaginalverkehr sowie Handschuhen beim Fisten verringerst du die Ansteckungsgefahr. Wichtig: Für jede*n neue*n Partner*in ein neues Kondom oder einen neuen Handschuh verwenden. Beim Blasen bzw. Lecken bleibt ein höheres Risiko, daher: Schau dir den Schwanz bzw. die Vulva möglichst vorher an, oder du verwendest beim Blasen Kondome bzw. beim Lecken Lecktücher. Kontakt mit nässenden Stellen oder Blut vermeiden. Sexspielzeug nicht mit mehreren Partner*innen verwenden oder für jede*n neue*n Partner*in ein neues Kondom drüberziehen bzw. das Sexspielzeug sehr gründlich reinigen.

 

Nicht mit anderen in denselben Gleitmitteltopf greifen!

 

Über analen bzw, vaginalen Fingerspielen, beim Fummeln oder Petting können die Syphilis-Erreger gut von einem zum anderen Genital weitergegeben werden.

Wenn du häufig Sex mit wechselnden Partner*innen hast, lass dich mindestens einmal jährlich auf Syphilis testen. Das kannst du anonym und meist kostenlos beim Gesundheitsamt oder einem Testprojekt erledigen, aber auch bei einem Arzt bzw. Ärztin deines Vertrauens. (Bei HIV-Positiven kann eine Syphilis schneller und schwerer verlaufen und muss anders behandelt werden.)

 

Diagnostik und Behandlung

Ein Bluttest (Blutentnahme aus der Armvene und Untersuchung im Labor) erkennt eine Syphilis in jedem Stadium, d.h. wenn es sich um eine frische und behandlungsbedürftige, aber auch wenn es sich um eine bereits behandelte und ausgeheilte Syphilis handelt. Die Syphilis-Selbsttests (Blutentnahme aus der Fingerbeere) sind sehr schnell, können aber nicht differenzieren, ob es sich um eine bereits behandelte oder um eine erneute und behandlungsbedürftige Syphilis handelt. Aus diesem Dilemma heraus machen Syphilis-Selbsttests für Menschen, die bereits eine Syphilis hatten, keinen Sinn. Bei Verdacht auf Befall des zentralen Nervensystems sollte auch die Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit untersucht werden.

Achtung: Bei Menschen mit Immunschwäche (zum Beispiel bei einer HIV-Infektion) fällt ein Syphilis-Suchtest in manchen Fällen trotz klarer Syphilis Symptome „falsch negativ“ aus.

Antibiotika töten die Erreger ab. Die Krankheit muss aber lange genug behandelt werden, damit sie ausheilt und sich keine resistenten Erreger bilden können. Wichtig ist, so früh wie möglich mit einer Behandlung anzufangen – Schäden an inneren Organen lassen sich nicht mehr rückgängig machen.

Informiere so viele deiner Sexpartner*innen wie möglich, damit auch sie sich untersuchen und gegebenenfalls behandeln lassen können!

Bei HIV-Positiven ist wichtig, dass der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin sich sowohl mit Syphilis als auch mit HIV auskennt.

Wichtig: Nach einer erfolgreichen Behandlung kannst du dich immer wieder neu anstecken.

 

 

 

 

Quelle: IWWIT
de German
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